Tomb Raider - Definitive Edition

[Review] Tomb Raider – Definitive Edition

Lara Croft kletterte und schoß sich bereits 1996 in die Herzen der Gamer. Auf dem PC, dem Sega Saturn und eben der ersten PlayStation konnte der weibliche Indiana Jones absolut überzeugen. Aufgrund des enormen Erfolges folgten im Jahrestakt Fortsetzungen, dann wurden die Abstände etwas größer bis schließlich 2008 der vorerst letzte Titel der Reihe erschien (von den Spin-Offs mal abgesehen). Zwischenzeitlich hatte Lara, in Gestalt von Angelina Jolie (damals wohl die absolute Traumbesetzung), sogar die Kinoleinwand (2001 und 2003) erobert. Die Luft war etwas raus, Lara war cool, aber das Konzept überzeugt scheinbar nicht mehr. Nach 5 Jahren Pause war es dann soweit und Lara Croft kehrte 2013 mit dem Reboot „Tomb Raider“ zurück. Nachdem der Neustart der Serie hervorragend gelungen war und insgesamt überzeugen konnte, stand Lara die nächste Prüfung bevor – „Tomb Raider“ springt auf die nächste Konsolengeneration. Dafür hatte Square Enix die Entwickler von nixxes beauftragt dem gelungenen Abenteuer ein frisches Make-up zu verpassen und technisch anzupassen. Veröffentlicht wurde das Ganze unter dem Titel „Tomb Raider – Defintive Edition“ und enthält alle dabei auch alle bis dahin veröffentlichten Zusatzinhalte.

Story:

Der Pazifische Ozean, an Bord der „Endurance“. Eine zwölfköpfige Forschungscrew, unter ihnen die junge Lara Croft, ist auf der Suche nach der sagenumwobenen Insel „Yamatai“. Dort hofft man die verschollene Flotte des Kublai Khan zu finden. Langsam machen sich jedoch Ratlosigkeit und Unzufriedenheit breit, denn seit Tagen hat man keine neue Spur entdeckt. Auch der Leiter der Expedition, Dr. James Whitman, ist langsam mit seinem Latein am Ende. Da kommt die ehrgeizige 21-jährige Lara auf die Idee den Kurs zu ändern und das mysteriöse „Drachen-Dreieck“ anzusteuern. Aber der medienverliebte und selbstüberzeugte Dr. Whitman wehrt das ab. Ebenso wie die Nachwuchsforscherin erhofft er sich durch diese Reise den großen Durchbruch und glaubt nicht an Laras Idee. Doch Kapitän Roth, erfahrener Soldat, Abenteuer und Laras Mentor unterstützt diese Idee.

Nach einigen weiteren Reisetagen gerät die „Endurance“ in einen plötzlich auftauchenden Sturm und strandet an einer unbekannten Insel. Kaum zu sich gekommen wird Lara bewusstlos geschlagen und verschleppt. Sie erwacht in einer dunklen Höhle, gefesselt und kopfüber von der Decke hängen. Das Abenteuer beginnt.

Tomb Raider

Grafik:

Das Spiel sah auf der PlayStation 3 schon verdammt gut aus und zeigte, was man aus der betagten Hardware noch rausholen konnte. Nur kleine Makel verhinderten die Höchstwertung. Für einen Multiplattform-Titel ist dies schon sehr beeindruckend. Auf der PlayStation 4 konnte man sich dann so richtig austoben, zumindest theoretisch. Im Prinzip wurden alle Bremsklötze gelöst, die man auf der PlayStation 3 gezwungenermaßen setzen musste. Nun präsentiert sich „Tomb Raider“ in nativen 1080p und (nicht ganz konstanten) 60fps. Die Texturen sind nun um einiges schärfer und die Lichteffekte wirken noch um einiges schöner. Auffällig ist, schon früh zu Beginn, die integrierte „TressFX“-Haarphysik. Laras Haare bewegen sich sehr natürlich, bis in die Spitzen. Da könnte man als „Haar in der Suppe“ bemängeln das die Haare immer perfekt sitzen und irgendwie nicht schmutzig werden. Aber zukünftig könnte diese Technik noch für viel Freude sorgen. Viele kleine Details nimmt man erst bei genauem hinsehen wahr, oder bemerkt sie gar erst im direkten Vergleich. Es wurde eine Vielzahl an neuen Darstellungstechniken eingesetzt, wie zum Beispiel das „Subsurface Scattering“, welches realistische Lichtreflexe auf Laras Haut ermöglicht. Insgesamt ist schon eine Steigerung in der Darstellung zu bemerken, ohne aber für richtige „Wow“-Effekte zu sorgen.

Tomb Raider Review

Sound:

Soundtechnisch war „Tomb Raider“ in der ursprünglichen Version schon eine Wucht und bleibt es auch. Die deutsche Synchronisation ist absolut gelungen. Alle Sprecher passen sehr gut  zu ihren Rollen und bringen diese professionell ins Ohr des Spielers. Die junge Lara Croft wird in der deutschen Version von Nora Tschirner (u. a. Keinohrhasen, Zweiohrküken) gesprochen und stellt sich als wunderbar gelungene Besetzung heraus.
Wer vorab etwas skeptisch war und auch nach den ersten gesprochenen Wörtern noch nicht ganz warm geworden ist, keine Angst, das kommt ganz schnell. Lara stöhnt, Lara schnauft, Lara schreit, Lara leidet und man kauft ihr das alles ab. Wer trotzdem den Drang verspürt, den Originalton zu hören, der kann diesen in den Optionen auch auswählen. Zudem sind noch einige weitere europäische Sprachversionen mit auf der Disc. Auch die Umgebungsgeräusche sind stimmig und passend. Jederzeit wahrnehmbar, ohne akustisch penetrant zu sein. Gespräche sind jederzeit gut, zu verstehen, und auch die Gegner sind hörbar, sofern das so gewollt ist. Der Soundtrack von Komponist Jason Graves (u. a. Dead Space, Alpha Protocol) würde jedem Kinofilm Ehre machen und ist dieses Neuanfangs einer Legende absolut würdig.

Tomb Raider Definitive Edition Review

Singleplayer:

Als junge Lara ist man zu Beginn des Spiels erst mal stark im Stress. Man weiß nicht wer die Entführer sind und was sie wollen, dazu ist diese Lara auch erst mal weit entfernt von der ehemals toughen und furchtlosen Alleskönnerin. Nach den ersten Schritten auf der fremden Insel und ersten Orientierungsversuchen im finsteren Wald, schlägt Lara erst mal ein Lager auf. Dies wird sie auf Ihrer Abenteuertour zukünftig häufiger tun. Zum einen dienen Lager als „aktive“ Speicherpunkte (eine Autospeichern-Funktion gibt es zusätzlich) und zum anderen kann Lara sich am Feuer auf kommende Aufgaben vorbereiten. Was im Detail heißt, dass sie gewonnene Fähigkeitspunkte einsetzen kann um sich weiter zu entwickeln und gefundenes Beutegut verwendet um ihre Ausrüstung zu verbessern. Bei den Fähigkeiten stehen mit „Überleben“, „Jäger“ und „Kämpfer“ drei Kategorien zur Auswahl die von neuen Nahkampfattacken über schärfere Instinkte bis hin zu höherer körperlicher Widerstandskraft alles bieten. Bei den Waffen darf man sich im Spielverlauf auf mehr Schaden und besseres Handling, sowie eine Menge netter Gimmicks freuen. Lara erhält während Ihres Abenteuers auch immer wieder Zugriff auf neue Ausrüstungsgegenstände, mit denen sie bisher unerreichbare Areale erkunden kann. Dazu gehören unter anderem „optionale Gräber“, Grabkammern die abseits der Hauptwege mit besonderen Schätzen locken, die man nach Lösung eines Rätsels erhält. Das bietet zumindest den Ansatz einer Entwicklung von der jungen Nachwuchsforscherin zur gnadenlosen Überlebenskämpferin. Doch ohne die, wirklich gelungenen, Zwischensequenzen würde man diese Entwicklung fast gar nicht wahrnehmen.

Die Steuerung wurde leicht überarbeitet und nutzt den neuen Dualshock 4 – Controller funktionell aus. Das Touchpad wird unterstützt und man kann das Spiel sogar per Sprachbefehl steuern, beispielsweise um die Karte zu öffnen. Aber auch ohne diese Features ist die Steuerung bemerkenswert gut. Klettern, springen, hangeln, das alles klappt wunderbar und ist leicht zu kontrollieren. Ab und an gibt es mal etwas kniffligere Stellen bei denen man mehrere Versuche braucht. Durch die gute Autospeichern-Funktion sind aber selbst stellen an denen Lara dann mal etwas zu tief fällt kein Problem. Frust kommt zu keiner Zeit auf. In den Kämpfen gibt es ebenfalls keine Probleme. Das Zielsystem funktioniert sehr gut, die verschiedenen Schusswaffen sind mit ihren diversen Schussmodi ebenfalls leicht zu beherrschen. In Deckung geht Lara automatisch, sobald man hinter ein brauchbares Objekt läuft. Auch im Nahkampf macht Fräulein Croft eine ganz gute Figur, allerdings ergeben sich solche Gelegenheiten nicht sehr oft. Das liegt daran, dass fast alle Gegner mit Schusswaffen ausgerüstet sind und selten alleine auftauchen. Wenn dann schleicht sich Lara von hinten an und macht den „Tomb Ninja“. Man darf das Kind auch ruhig beim Namen nennen und sagen Lara hat sich einiges beim Kollegen Drake abgeguckt.

Zur besseren Orientierung und der optimalen Einschätzung bestimmter Situationen steht Lara ein besonderes Hilfsmittel zur Verfügung – Ihr Überlebensinstinkt. Nutzt Lara diese Fähigkeit verschwindet die Umgebung in den Hintergrund und wird grau. Im Gegenzug heben sich Gegner, Tiere und besondere Umgebungsmerkmale farbig leuchtend hervor. Auf diese Art findet Lara auch oft aus scheinbaren Sackgassen noch einen Ausweg. Schade ist das der Begriff „Überlebensinstinkt“ nicht aufgegriffen und spieltechnisch stärker genutzt wurde. Erlegte Tiere weidet Lara lediglich aus um ihr Guthaben an Beutegut zu steigern. Hier wäre mehr möglich gewesen. Auch Medipacks oder Heilkräuter sucht man vergebens. Lara heilt sich von alleine. In diesem Punkt hätte man zumindest den Lagern eine noch größere Bedeutung geben können.

Neben der Aufklärung um das Rätsel ihrer Entführer und der Rettung ihrer Freunde, gibt es für die wagemutige Nachwuchs-Abenteurerin noch weitere Herausforderungen. Diese motivieren dazu, selbst die hintersten Ecken der Insel zu erkunden. Außer den bereits erwähnten „optionalen Gräbern“, gibt es eine ganze Menge an uralten Reliquien einzusammeln, wie beispielsweise Tagebücher in denen weitere Hintergrundinformationen schlummern und noch viel mehr.

Tomb Raider Definitive Edition Test

Multiplayer:

Erstmalig in einem Tomb Raider Abenteuer ist nun auch ein Multiplayer-Part enthalten. Dieser kommt mit einigen Modi daher die, größtenteils, den gängigen Standard abdecken. Auf aktuell fünf verschiedenen Karten (z. B. Tempelanlage, Strand, Wüstenschlucht) gehen die Kontrahenten aufeinander los. So gibt es beispielsweise diverse Deathmatch-Varianten in denen vier Überlebende gegen vier Inselbewohner antreten. Im Survivor-Modus gilt es einen Überlebenden heil an einen bestimmten Ort zu geleiten. Auch eine Art „Capture the Flag“-Modus ist vorhanden. Neben Möglichkeiten aus dem Einzelspieler-Erlebnis gibt es hier noch zusätzlich die Möglichkeit dem Gegner Fallen zu stellen. Auf jeder Karte gibt es zudem einen besonderen Ort an dem man ein Naturereignis, wie etwa einen Sandsturm auslösen kann. Auch im Multiplayer-Part sammelt Lara fleißig Erfahrungspunkte um neue höhere Erfahrungsstufen zu erreichen und dadurch Fähigkeiten zu erlernen. Insgesamt macht es zwar Spaß sich mit Anderen zu bekriegen, doch wirkt das Ganze mit den aktuell fünf Karten etwas Abwechslungsarm und man hat sehr schnell alles zu oft gesehen. Das Ganze wirkt, als hätte man es als Pflicht empfunden einen Mehrspieler-Part zu bieten. Dieser ist im Ansatz gelungen, aber es bleibt abzuwarten was denn da noch kommt. Für die „Definitive Edition“, die quasi eine Art „Game oft he Year“- Ausgabe darstellt, wurden alle zusätzlichen DLC-Inhalte integriert. Das bedeutet das einige zusätzlichen Maps zur Verfügung stehen, mehr Charaktere auswählbar sind und das Waffenarsenal ordentlich Zuwachs bekommen hat. Das macht den Multiplayer-Modus nicht besser, aber schon etwas abwechslungsreicher.

Tomb Raider - Definitive Edition Review

Fazit:

Neustart 2.0 geglückt, die Legende lebt weiter! Die Detailverbesserungen gefallen und sind insgesamt gelungen. Das Ganze haut einen zwar nicht komplett aus den Socken, wertet den Titel aber ordentlich auf. Allerdings bringt die „Definitive Edition“ aber auch ein Problem mit – den Preis! In die Überarbeitung wurde einiges investiert und das wirkt sich aus. Spielern die den Titel bisher noch nicht gesichtet haben kann hier durchaus eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden. „Tomb Raider“ ist einfach ein tolles Abenteuer. Wer sich schon auf der PlayStation 3 bis zum Abspann vorgekämpft, geklettert und geschlichen hat, der wird sich Laras kostspielige Schminke auch mangels neuer Inhalte, wohl nicht auf die Einkaufsliste setzen.

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