Rund sieben Jahre nach der Veröffentlichung auf PC, findet der Diablo Klon Torchlight II endlich seinen Weg auf die Konsole. Diablo 3 hat schon gezeigt, dass sich solche Hack and Slay Abenteuer wunderbar portieren lassen. Ob das in die Jahre gekommene Spiel die Anforderungen von heute noch gerecht wird, klären wir hier im Test!
Ein Alchemist auf Abwegen
Torchlight II reiht sich direkt hinter seinen Vorgänger an. Ordrak wurde endlich besiegt, aber nur seine Hülle, denn seine Seele lebt weiter. Diese hat einen der Protagonisten des Vorgängers befallen, den Alchemisten, und zusammen sind sie auf der Suche nach den Kräften der Elementarwächtern. Sollten sie in der Lage sein, Herr über so eine enorme Macht zu bekommen, können sie die Welt in das Chaos stürzen.
Die Kumpanen des Alchemisten, der Krieger und die Fernkämpferin, stellen sich energisch dagegen, um das Unheil abzuwenden, doch leider vergebens. Nur der Schwertkämpfer überlebt und flüchtet in eine Enklave, wo er auf einen neuen Helden trifft, nämlich euch! Ihr seid nun am Zug, um den bösen Alchemisten vor der Zerstörung der Welt aufzuhalten.
Vier Klassen zur Auswahl
Torchlight II bietet wie jedes gutes ARPG diverse Klassen zur Auswahl an. Der Berserker bietet euch enorme Angriffskraft und hohe Verteidigung an. Der Ingenieur wartet mit unterschiedlichen Helferlein auf. Durch den Heilungsbot, bekommt ihr eine passive Unterstützung in Form von Heilung wohingegen der wandelnde Geschützturm euch aktiv im Kampf hilft. Die Besonderheit am Ingenieur ist, dass er riesige Schraubenschlüssel als Waffen benutzt. Schaut nicht nur mächtig aus, ist es auch! Der Glutsteinmagier ist die einzige Klasse mit Magiebezug. Der Zauberer wirft gefährliche Blitze oder lässt Feuerregen auf den Feind einprasseln. Die letzte Klasse im Bund ist der Vagant. Der hinterhältige Scharfschütze beseitigt seine Gegner auf großer Distanz mit seinen Gewehren.
Habt ihr euch für eine der vier Klassen entschieden, könnt ihr euren Avatar noch anpassen. Hier darf man sich aber nicht detailreiche Veränderung á la Dragon Age erwarten. Man ist hierbei auf rudimentäre Veränderungen wie die Frisur, Augen und Aussehen limitiert. In jeder Sparte gibt bis zu zehn unterschiedliche Varianten und damit ist die Anpassung beendet.
Ein Pet kommt auch noch dazu
Hat man die Anpassung des Charakters überstanden, darf man sich schlussendlich noch ein Haustier aussuchen, welches einem über den gesamten Spielverlauf begleitet. Die Auswahl ist ansehnlich, unter den normalen Verdächtigen wie Hund und Katze, kann man sich weiters noch für diverse Falken, Esel oder einem Einhorn entscheiden.
Die wesentliche Aufgabe der Helferlein besteht darin, dem Helden die Last abzunehmen und das im wahrsten Sinn des Wortes. Für ein typisches ARPG ist es normal, dass man diversen Loot aufsammelt und irgendwann keinen Platz mehr im Inventar hat. Hier kommt nun der tierische Begleiter ins Spiel. Mit einem einfachen Tastendruck, kann man sein ungewolltes Hab und Gut dem Tierchen übertragen. Sollte dieser einmal voll sein und man hat momentan keine Zeit in die nächstgelegene Stadt zu kommen, hilft euch das Pet aus der Klemme. Dieses kann mit den Sachen in das Dorf geschickt werden und nach einer kurzen Zeit kommt es wieder und bringt euch ein leeres Inventar mit dem erwirtschafteten Gold wieder.
Neben der wirtschaftlichen Hilfe, kann der Helfer im Kampf auch eingesetzt werden. Sollte ein Gegner zu nahekommen, kratzt, beißt oder schlägt das Pet auf den Gegner ein. Solltet ihr zum Beispiel einen Magier spielen, lässt sich euer treuer Begleiter wunderbar als Tank einsetzen.
Grundsätzlich haben alle Tiere den selben Effekt, aber wer will mit einem Hund unterwegs sein, wenn man auch ein Einhorn haben kann?
Kämpfen und Leveln
Das Kernfeature in Torchlight II sind die Kämpfe. Ihr bewegt euch mit euren Avatar von einer Mission zur nächsten. Unterwegs tauchen immer wieder Monster auf, die es auf euren virtuellen Tod abgesehen haben. Natürlich lässt man das nicht einfach zu und wehrt sich, hat man sich oft genug gewehrt, steigt man im Level auf. Dadurch werden fünf Attributs- und ein Fähigkeitenpunkt freigeschaltet. Die Attributspunkte können komplett frei in die verschiedenen Werte verteilt werden. Dadurch ist eine Individualisierung des Charakters möglich, wodurch man seinen eigenen Charakter dorthin entwickeln kann wohin man möchte. Auch bei den Fähigkeiten hat man bei Torchlight II komplette Freiheit. Man wird nicht gezwungen diverse Fähigkeiten zu kaufen, man kann sich die Punkte auch aufsparen und anschließend in höhere Fertigkeiten investieren.
Bei den Fähigkeiten hat jede Klasse drei unterschiedliche Talentbäume, die sich je nach Spielstil besser oder schlechter spielen lassen. Im Endeffekt läuft es meist zu einer Kombination aller drei Bäume ab. Dadurch hat der Ingenieur die Möglichkeit mächtige Angriffe mit seinem Schraubenschlüssel zu entfachen und gleichzeitig diverse Roboter zu beschwören, die ihm im Kampf unterstützen.
Der Sammeltrieb
Um erfolgreich in diesem Genre zu sein, muss ein ordentlichen Loot-System vorhanden sein. Die Belohnung die einem immer wieder vorantreibt weiter zu machen um stärkere Feinde zu besiegen und dadurch bessere Ausrüstung zu bekommen. Dieses Konzept geht in Torchlight II auf. Die Bosskämpfe sind auf den normalen Schwierigkeitsgrad fordernd, aber nicht unfair. Hat man einen größeren Boss gelegt, bekommt man eine angemessene Belohnung die einem im Spielverlauf weiterhilft.
Neben den Bosskämpfen gibt es in der gesamten Welt auch Truhen die vom Protagonisten geplündert werden wollen. Die meisten davon sind unversperrt und können sofort geöffnet werden. In manchen Abschnitten gibt es aber goldene Truhen, diese benötigen einen Schlüssel um geöffnet zu werden. Dieser wird meist von einem Champion Gegner bewacht und erst durch sein Ableben freigegeben.
Im Ausrüstungsmenü kann man flink die Waffen und Gegenstände wechseln, nur die Vergleiche untereinander ist nicht gut gelöst worden. Immer wieder wird man mit vielen offenen Fenstern genervt und weiß schlussendlich nicht mehr welcher Gegenstand getragen und welcher gerade verglichen wird.
Koop nur online!?
Hat man noch in der PC Version mit seinen Freunden im Couch Koop zusammen auf Monster Jagd gehen können, ist das beim Konsolenableger nicht mehr der Fall. Hierbei haben die Entwickler nur noch den Online Koop freigegeben. Diese Entscheidung ist mir bis zum Ende nicht verständlich gewesen, da der Couch Koop eine essentielle Funktion war. Auch muss erwähnt werden, dass der Online Modus eine kostenpflichtige Mitgliedschaft in den diversen Netzwerken benötigt (Xbox Live, PS Plus, Nintendo Switch Online).
Fazit
Auch sieben Jahre nach der Veröffentlichung weiß Torchlight II noch zu gefallen, das Spiel ist gut gealtert. Das typische Loot-System funktioniert auf den heimischen Konsolen wunderbar. Die Portierung ist bis auf den Ausrüstungsbereich gelungen.
Die Story kann mit den wenigen Wendungen und Überraschungen nicht hundertprozentig überzeugen, muss es aber auch nicht. Da die Geschichte nach gut zwanzig Stunden abgearbeitet ist, konzentriert man sich im Endgame sowieso nur noch auf die optimale Ausrüstung.
Torchlight II kann man ungetrübt heute noch spielen, solang man nicht auf aufwendige Texturen oder detailreiche Grafik besteht.