Neben der Final Fantasy-Reihe gehören die Ys-Ableger zu meinen Lieblingsvertretern japanischer Rollenspiele. So sicher wie das Amen im Gebet, kann man davon ausgehen, dass Nihon Falcom in kurzer Zeit einen neuen bzw. aufgemotzten Teil rausbringen. Dieses Jahr ist nun der neunte Teil der Serie erschienen. Mit Ys IX: Monstrum Nox entfernt sich der Entwickler von dem urlaubsmäßigen Abenteuer aus dem achten Teil und verfrachtet Adol in eine in sich geschlossene Stadt mit Monstern. Wie sich diese Kombination geschlagen hat, klären wir im Test.
Ein Stadtbesuch mit Folgen …
Adol, ein junger Reisender, möchte nach einem langen Abenteuer die Gefängnisstadt Balduq besuchen. Dort ersehnt er sich etwas Ruhe und möchte sich auf seine neue Reise mit Proviant eindecken. Doch bevor er überhaupt sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann, wird er schon an den Tormauern von dem hiesigen Stadtkommando abgefangen. Es stellt sich heraus, dass er schon seit längeren gesucht wird. Ohne lang zu diskutieren, wird er gefangen genommen und in das berühmte Gefängnis der Stadt geworfen. Ohne zu wissen, was er überhaupt getan hat, entschließt sich der Abenteurer Reißaus zu nehmen. Aus unerfindlichen Gründen findet er in seiner Tasche eine Gabel, mit der er in der Lage ist sein Zellenblock aufzuschließen. Adol kommt ohne große Probleme an den Wachen vorbei, doch kurz vor dem Ausgang, wird er von einer geheimnisvollen Frau überrascht. Diese schießt ihn mit einem mächtigen Waffe ab, doch anders als Gedacht, erliegt der Abenteurer nicht seinen Verletzungen, sondern wird in ein unbekanntes Wesen verwandelt, dem Crimson Lord.
Die unbekannte Frau stellt sich als Aprilis vor und erklärt Adol, dass er nun ein Monstrum sei und an dieser Stadt gebunden ist. Tatsächlich gibt es kein Entkommen, da überall geheimnisvolle Barrieren aufgestellt sind. Insgesamt gibt es sechs Monstrums mit denen sich Adol zusammenschließen muss. Auf seiner Reise muss er den Fluch der Stadt brechen und sich immer wieder dem mysteriösen Grimwald Nox stellen, eine geheimnisvolle Parallelwelt gefüllt mit Monstern. Doch wie wird Adol dieses Problem lösen und wieso gibt es Momente, wo es einen zweiten Adol gibt?
Hallo PlayStation 3!
So toll sich die Story rund um unseren rothaarigen Recken und dessen Freunde anhört, desto enttäuschender ist die Aufmachung. Da man mit seiner Helden Truppe, so gut wie jedes Bauwerk besteigen kann und genau deren grafische Schönheit bewundern kann, fällt es einem schwer diesen Aspekt tatsächlich zu genießen. Betrachtet man die Kanten aus der Ferne, wirken sie verwaschen und nicht geglättet. Auch das Charakterdesign wirkt so als wäre man einer Konsolengeneration hinterher. Mimik und Gestik werden fast gar nicht verwendet. Mich selbst stören diese Tatsachen nicht, da ich mehr an Story und Gameplay interessiert bin, aber Grafikenthusiasten werden hierbei ein Problem finden.
Was aber definitiv positiv hervorzuheben ist, dass so gut viele Textpassagen vertont sind. Die Dialoge wirken durchdacht und die Synchronsprecher machen einen tollen Job. Es macht Spaß sich auch mit „normalen“ NPCs zu unterhalten und den Mikrokosmos von Balduq näher kennen zu lernen.
Erkundet Balduq
Die gesamte Story von Ys IX Monstrum Nox spielt sich in der Gefängnisstadt ab. Das soll aber keineswegs heißen, dass es langweilig oder kurzweilig wird. Die Stadt ist in unterschiedliche Gebiete aufgeteilt, die erst nach und nach freigespielt werden können. Beim Besiegen von Monstern und erfüllen von Nebenaufgaben, sammelt Adol Punkte. Haben diese ihr Maximum erreicht erscheint ein großes Portal wo eine Abschlussschlacht auf die Gruppe wartet. Ist diese erfolgreich beendet kann die Erkundungstour weitergehen. Natürlich kann man nicht von Anfang an alle Gebiete so freischalten, sondern muss erst auch die Story weiter vorantreiben. Manche Orte sind, wenn man einen bestimmten Kameraden noch nicht gefunden hat, sowieso unerreichbar. Jede Figur verfügt über einzigartige Fähigkeiten. Adol kann mit einem Warp-Sprung weit entfernte Orte ohne Probleme erreichen. White Cat kann, ganz nach Katzenmanier, Wände hinaufklettern.
Balduq wartet nur darauf von euch erkundet zu werden. Durch das Besuchen von besonderen Wahrzeichen, bekommt man diverse Belohnungen gutgeschrieben. Auch die Probleme der NPCs kommen in Ys IX Monstrum Nox nicht zu kurz. In jedem Kapitel warten die Figuren darauf von Adol und Co. unterstützt zu werden. Von einfach Bring-und-Hol-Quests, bis hin zu anspruchsvolleren Detektivarbeiten ist alles dabei.
Eine Bar mit Freunden
Dreh- und Angelpunkt in Ys IX Monstrum Nox ist eine Bar. Dieses Gebäude dient den Helden als Rückzugs- und Besprechungsort. Wie schon bei dem Vorgänger, kann Adol eine ziemlich große Riege an Kameraden anhäufen. Diese sind aber keineswegs nur unnötiger Ballast! Jeder Charakter erfüllt eine bestimmte Aufgabe, die den Abenteurern auf ihrer Reise helfen. Dogi unterstützt Adol dabei den Grimwald Nox komfortabler zu gestalten. Durch Interaktion mit dem Barchef, können zauberhafte Menüs gekocht werden, die neben Heilung auch Buffs erzeugen. Auch hat jede Figur ihren eigenen Plot, die im Laufe der Geschichte immer genauer betrachtet wird.
Dem Kampfsystem treu geblieben
Dem bisherigen Kampfsystem in Ys IX Monstrum Nox ist Falcom Nihon treu geblieben. Man bekommt solide Echtzeitkämpfe ohne viel Schnick-Schnack präsentiert. Adol stehen hierbei im Kampf vier verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung, die beim mehrmaligen Benutzen immer stärker werden. Durch das geschickte Ausweichen, kann ein sogenannter Flash Move ausgelöst werden. Gelingt einem dieses Manöver, wird die Zeit kurz angehalten und man ist unverwundbar. Da unser rothaariger Held aber meistens nicht alleine reist, kann man auch die besonderen Kampffähigkeiten seiner Kameraden in Anspruch nehmen. Möchte man mit schnellen Klauenhieben auf den Feind einschlagen, kann man mit einem gekonnten Tastendruck pfeilschnell auf White Cat umswitchen. Langsamer aber umso kraftvoller schlägt Raging Bull mit ihrem Hammer zu. Durch die Vielfalt der Charaktere ist für jeden Spielstil etwas dabei. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man auf die Ausgewogenheit in der Gruppe achtet. Jeder Feind verfügt über eine Schwäche, die ein Mitglied der Gruppe kompensieren kann. Sollte man mit der falschen Waffenart auf den Gegner eindreschen, wird man schnell merken, dass das keinen Sinn macht.
Neben den normalen Feinden erwarten euch natürlich auch gigantische Endgegner am Ende jedes Dungeons. Diese sind das Highlight im Spiel und erfordern teils einiges an Können. Hierbei kommen wir auch gleich zum Schwierigkeitsgrad von Ys IX Monstrum Nox. Mit insgesamt sechs unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, sollte für jeden eine Herausforderung dabei sein. Wobei die ersten zwei zu vernachlässigen sein, da diese wirklich einfach sind. Spielt man hingegen am höchsten, kann jeder Fehler schon das Ende bedeuten. Doch auch das sollte kein Problem darstellen, da man bei diesem Ableger an jeder Stelle speichern kann.
Fazit
Ys IX Monstrum Nox ist eine Rollenspielperle die ich nicht missen möchte. Auch der neunte Teil hat mich mit seinem Kampfsystem und der Story überzeugt. Besonders letztere ist meiner Meinung nach die beste Geschichte der Reihe. Unerwartete Wendungen kombiniert mit spannenden Charakterbeziehungen haben mich in ihren Bann gezogen. Die Grafik ist, wie schon bei den anderen Ablegern, leider veraltet und könnte eine Schönheitskur vertragen. Mit 20 bis 30 Stunden und sechs unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden kann man schon einige Zeit in Balduq verbringen. Auch der New Game Plus Modus lädt zusätzlich dazu ein, vergessene Items einzusammeln und alle Geheimnisse der Gefängnisstadt zu erkunden. Alles in allem ist Ys IX: Monstrum Nox ein solider JRPG-Titel bei dem man den Kauf nicht bereuen wird.
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