Mit dem Audeze LCD-GX haben wir heute ein High End Gaming Headset, ein absolutes Luxus-Modell, im Test. Nachdem uns sowohl das Mobius (zum Test), als auch das Penrose (zum Test) absolut überzeugt haben, konnten wir nun endlich die Gelegenheit nutzen, eines der hochpreisigeren Modelle aus dem Hause Audeze zu begutachten und ausgiebig zu nutzen. Wir reden hier in der Tat von einem Headset das mit einem Preis von über 1000€ zu Buche schlägt und während eine solche Summe bei einem audiophilen Musikliebhaber wohl nicht das geringste Zucken verursacht, wird es einen Großteil der Gamer förmlich aus dem Stuhl reißen. Audeze selber spricht hier klar vom „audiophilen Gamer“ als potenzielle Zielgruppe. Das ist aber auch vollkommen in Ordnung, wir reden hier über Hobbys und über persönliche Vorlieben. Da darf jeder selber entscheiden, wie er es ausübt und was ihm der Spaß wert ist. Aber neugierig ist man doch auf jeden Fall, oder?
Lieferumfang & Ersteindruck
Das wir es hier nicht mit einem, ich sage es mal überspitzt, Spielzeug zu tun haben, sieht man sofort beim Auspacken. Nein, es ist tatsächlich nicht irgendwie die Optik oder irgendein Verarbeitungsmerkmal. Das Erste was einem auffällt, ist der ziemlich stabile und irgendwie coole Transportkoffer. Jeder professionelle DJ wird jetzt wahrscheinlich darauf hinweisen, das es doch nur logisch ist sein (teures) Equipment vernünftig verstauen und während des Transports schützen zu können. Ebenso wird da jeder aktive E-Sportler sicher zustimmend nicken. Wie oft habe ich schon in diversen Testberichten ein fehlendes Case bemängelt, oder mich sehr lobend geäußert, wenn ein Hersteller etwas wirklich Brauchbares mitliefert. Der Koffer ist übrigens abschließbar …
Nachdem ich den Koffer lange genug begafft habe, kommen wir mal zum Inhalt. Ich nehme das Headset in die Hand, ja es wiegt ein bisschen was (dazu später noch mehr) und stelle sofort fest, das wir hier unheimlich viel Metall haben und ich kein Plastik entdecke. Da ich das LCD-GX ohne eine „offizielle“ Kartonage erhalten habe und mir für den Test tatsächlich nur der Koffer samt Inhalt weitergeleitet wurde, habe ich den Lieferumfang noch mal mit den Angaben des Herstellers abgeglichen. Neben dem Headset liegt ein Standardanschlusskabel bei. Dabei handelt es sich um ein geflochtenes Kabel, welches direkt mit beiden Hörschalen verbunden wird. Am anderen Ende des Kabels befindet sich ein großer 6.35 mm-Klinkenstecker, damit habt ihr den Beleg dafür das Audeze mit breiter Brust und ohne Hemmungen grünes Licht gibt, das LCD-GX auch in einer absoluten HiFi-Umgebung einzusetzen. Auch wenn das Kabel nicht mit Stoff ummantelt ist, was irgendwie immer einen wertigen und robusten Eindruck vermittelt, hinterlässt auch dieses Kabel einen sehr guten Eindruck. Für den Einsatz an einem gängigen 3,5 mm Klinkenanschluss, liegt ein zusätzliches Kabel bei, an dem auch zusätzlich ein flexibles Schwanenhals-Mikrofon samt Poppschutz und Steuerelementen angebracht ist. Zusätzlich gibt es noch einen Y-Adapter, mit dem man Sound und Mikrofon splitten kann, um das LCD-GX beispielsweise an eine Soundkarte anzuschließen.
- Audeze LCD-GX Headphone
- Travel Case aka Der Koffer
- LCD-Serie Standardkabel ohne Mikrofon (6,35 mm Klinkenstecker)
- GX-Kabel mit Mikrofon (3,5 mm TRRS-Anschluss)
- Splitter-Kabel (3,5 mm TRRS auf zwei 3,5 mm TRS-Anschlüsse für Audio und Mikrofon)
Praxistest
Ich weiß nicht ob und wann ich mich jemals so lange und intensiv mit einem Headset auseinandergesetzt habe, bevor ich es das erste Mal angeschlossen und ausprobiert habe. Ich wollte dem Teil schon fast einen Namen geben… aber ich fürchte, dann wäre der Koffer beleidigt gewesen. Nun ja, auf jeden Fall kam dann direkt nach den ersten Teststellungen mit diversen Spielen, Filmen und Musikstücken wirkliche Freude auf und trotz recht hoher Erwartungen (bedingt durch den Preis und einige tolle Testberichte von mir geschätzter Fachleute) war ich wirklich überrascht. Die offene Bauweise kommt hier dem positiven Klangerlebnis absolut zu Gute und die detailreiche Klangwiedergabe weiß sofort zu gefallen. Bei einem Kopfhörer dieser Größe bin ich irgendwie immer auf eine recht ausgeprägte Basswiedergabe eingestellt und war überrascht wie zurückhaltend der LCD-GX sich hier doch gibt. Meinem persönlichen Geschmack kam das absolut entgegen, denn nicht das wir uns falsch verstehen, Bässe werden schon wiedergegeben und waren auf den Punkt da. Sie fügen sich nur einfach absolut stimmig in das Gesamtbild ein, man bekommt daneben glasklare Höhen und im Bereich der Mitten eine phänomenale Detailtiefe. Ich hatte den LCD-GX für die unterschiedlichsten Testszenarien an der PlayStation 5, der Xbox Series X, meinem PC und einem MSI Gaming-Laptop (die integrierte Soundlösung bietet einige Optionen). Dazu habe ich den Creative SoundBlaster X4 und auch die EPOS GSX 1000 2nd Edition an allen Geräten dazwischen geschaltet. Es ist mit Worten immer etwas schwer, zu umschreiben, aber der Sound ist einfach dermaßen ausgeglichen in der Grundeinstellung, das man das Gefühl hat, das meine einfach alles hört. Gut, dafür brauche ich jetzt halt nicht von unsagbar brachialen Explosionsgeräuschen, oder der unbeschreiblichen Fähigkeit der Gegnerortung zu berichten. Aber ich bin fasziniert wie gut und detailliert ich bei der Sprachwiedergabe alles glasklar verstehe, auch wenn situationsbedingt Hintergrundgeräusche auftreten, oder gar die Hintergrundmusik einsetzt. Bei der Filmwiedergabe war dies auch ein absoluter Genuss. Faszinierend war auch das Erlebnis als ich an den verschiedenen Soundquellen, je nach Möglichkeit, direkt von 2.0 auf 5.1 oder 7.1 Kanalsound umstellte. Die wechselnde Räumlichkeit in der Wiedergabe war sofort wahrnehmbar, allerdings ohne die sonstigen Klangeigenschaften in irgendeiner Form negativ zu beeinflussen. Ich mache nicht so gerne Vergleichstest, weil ich das oft nicht so recht passend finde und meist den einzelnen Produkten nicht gerecht wird. Trotzdem erwähne ich hier das beyerdynamic MMX 300, dass für mich seit langer Zeit immer als das Universal-Headset, das Unkaputtbare herhalten musste. Das schließt man irgendwo an und es ist für jeden Spaß zu haben. Das Audeze LCD-GX hat mir hier noch mal ganz andere Eindrücke verschafft. Nicht auszudenken was hier mit noch hochwertigerem Audioequipment aus dem Teil rauszuholen ist.
Der LCD-GX setzt auf die von Audeze bewährte Planartreiber-Technologie. Die patentierten Fluxor Magnete und die ultradünnen Uniforce Membranen liefern eine wirklich erstaunliche Klangqualität – wir haben es hier mit 106 großen Treibern zu tun. Allein von der Größe wirkt das schon beeindruckend, zumindest wenn man sonst nur mit den üblichen Gaming-Kandidaten vertraut ist. Mit 550 g Gewicht (inklusive Kabel) ist das LCD-GX wirklich alles andere als ein Leichtgewicht, im Vergleich zu den anderen LCD-Modellen aber tatsächlich wohl das leichteste Familienmitglied. Nichtsdestotrotz sitzt das Headset richtig gut und angenehm am Kopf und ist auch bei längeren Sessions nicht negativ in Erscheinung getreten – hier macht sich wohl der recht breite Kopfbügel definitiv bezahlt. Tatsächlich muss ich gestehen, dass mir das Thema „Gewicht“ während des Tests gar nicht mehr in den Sinn gekommen ist, bis ich die technischen Daten noch mal gesichtet habe. Die Größenverstellung wird durch verschieben des Metallgestänges an den Hörschalen vorgenommen, die Rasterung bietet viele Stufen, ist spürbar und hält bombenfest. Die Hörschalen selber sitzen superstabil im Rahmen, man hat aber so viel Freiraum und kann diese sehr flexibel bewegen, so das sich für jede Kopfform und -größe eine bequeme Einstellung finden sollte. Auch mit Brille war das alles absolut kein Problem. Die Ohrmuscheln und das Kopfband sind aus hochwertigem Kunstleder und fühlen sich sehr angenehm an.
Das Schwanenhalsmikrofon lässt sich superleicht ausrichten und ist wirklich sehr flexibel. Hat man eine gute Position gefunden, bleibt zuverlässig in seiner Position, auch bei ruckartigen Kopfbewegungen. Der Klang des Mikrofons war ebenfalls sehr überzeugend, in der Grundeinstellung ist es, soweit muss ich mich der Meinung einiger anderer Tester anschließen, etwas höhenlastig. Wie aber auch beim Sound kann man hier ein bisschen nachjustieren, wenn man das für nötig hält. Insgesamt würde ich sagen, steht aber auch einem Einsatz als Streaming-Mikrofon grundsätzlich nichts im Wege.
Fazit
Audeze hat hier etwas Eindrucksvolles geschafft. Viele von euch werden sich sicher schon mal gefragt haben, was soll überhaupt der ganze Schmarrn mit den verschiedenen Angaben und was macht ein Headset überhaupt zum „Gaming Headset“? Und ganz so einfach ist das auch nicht immer direkt zu beantworten, also im Grundsatz schon, nur nicht immer bei jedem Modell auf Anhieb. Das fängt in der Grundkonzeption sicherlich damit an, das der Hersteller sich Gedanken macht wo das Headset halt eingesetzt werden soll, wie und von wem. Dann geht es los mit den Anschlussmöglichkeiten, mache ich 2.0, 5.1, 7.1…und wenn das nicht reicht, dann kleben wir noch ein Dolby Atmos-Logo drauf (ist ja quasi das neue THX-Zertifikat – ist halt gerade chic). Dann werden noch endlos tiefe Bässe drauf gelegt, oder ihr sollt schon hören, ob der Gegner nachlädt, bevor das Magazin überhaupt leer ist, oder halt beides. Audeze hat hier einfach mal einen anderen Weg gewählt und aus seinem beeindruckenden Portfolio mit der LCD-Basis eine starke (audiophile) Grundlage genommen und leicht Richtung Gaming ausgerichtet. Herausgekommen ist ein absolut überzeugendes Headset, das richtig viel Freude macht. Ja, der Preis mag viele erschrecken, aber unterm Strich bekommt man halt ein phänomenal gutes Headset, für Gaming und alles darüber hinaus.
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