Gears Tactics für das weltberühmte und sehr beliebt Franchise von Gears of War in ein neues Genre. Diesmal gilt es sich in einem rasanten, rundenbasierten Strategiespiel den Locust entgegenzustellen. Als der Titel vor zwei Jahren auf der E3 angekündigt wurde, war es schon eine Überraschung. Zum einen natürlich der Schwenk in ein anderes Genre, aber zum anderen auch das wir hier keinen RTS-Titel mit Massenschlachten und riesigen Gegnerhorden zu erwarten haben. Ein taktisches Strategiespiel, ganz im Stile von XCOM. Aber wenn man sich das Ganze mal in Ruhe durch den Kopf gehen lässt, so stellt man fest, das die Wahl durchaus Sinn macht. Im Grunde handelt es sich hier in erster Linie um einen Perspektivenwechsel. Denn so ein Deckungs-Shooter verlangt ja auch ein gewissen strategisches Vorgehen und die meiste Zeit sucht man sich eine taktisch günstige Position.
Einer der beständigsten und am häufigsten aufgegriffenen Bestandteile des XCOM-Gamedesigns ist die knappe Zuteilung von Aktionen. Jede Entscheidung von dem Moment an, an dem der Spieler an der Reihe ist, muss sorgfältig überlegt werden. Welche Einheit sollte ihren Zug zuerst ausführen? Sollte mein Scharfschütze diesen 50/50-Killshot ausführen oder sich in höhere Lagen begeben, um im nächsten Zug möglicherweise bessere Chancen zu haben? Dazu gesellt sich noch das Versprechen der Entwickler das rasante und dramatische Gameplay der Vorlage nicht aus den Augen zu verlieren und schon hat man bei den Fans Vorfreude gepaart mit hohen Erwartungen. Schauen wir mal ob der Titel diesen gerecht wird.
Story
Die Handlung setzt etwa 12 Jahre vor dem ersten Gears of War ein. Die bösartigen Locust haben die Menschen heimtückisch überfallen und es herrscht ein erbarmungsloser Krieg zwischen beiden Parteien. Nachdem die Situation immer aussichtsloser erscheint, trifft die Führung der Menschheit eine folgenschwere Entscheidung und „schwingt“ den „Hammer der Morgenröte“ (Fans wissen Bescheid), eine verheerende Waffe die enormen Schaden anrichtet. Der Feind wurde aufgehalten, aber nicht geschlagen und der Preis war hoch. Dann gibt es Berichte über einen Locust-Wissenschaftler namens Ukkon, der von kriegsentscheidender Bedeutung ist. Der Spieler übernimmt das Kommando über den desillusionierten Gabe Diaz (Vater von Kait Diaz aus Gears 5). Dieser wird von der Regierung, die er eigentlich verachtet, für ein Himmelfahrtskommando verpflichtet in Unterzahl und im Kampf ums Überleben rekrutiert Dias eine kleine Truppe und führt diese in den Kampf, um ein bösartiges Superhirn zu jagen, das abscheuliche Monster produziert. Nach einem wirklich starken Beginn lässt die Story zwischendurch zwar ein paar Federn und die eine oder andere Mission ist nicht ganz so überragend, aber insgesamt ist das Missionsdesign gelungen und die Geschichte recht spannend, nimmt im späteren Verlauf auch noch mal an Fahrt auf.
Gameplay
Das es sich bei Gears Tactics, wie der Name schon erahnen lässt, tatsächlich um ein waschechtes Taktik-Strategiespiel handelt, ist klar das der bereits vollzogene Vergleich mit XCOM weiter herhalten muss. Das ist aber auch nachvollziehbar, da es sich quasi um den Genre-Begründer und gleichzeitig um die Referenz handelt. Es ist also auch absolut keine Schande damit verglichen zu werden. So ziehen wir je nach Mission und fortlaufender Kampagne mit bis zu vier Einheiten in den Kampf. Jede Einheit kann mit unterschiedlichen Waffen und Ausrüstung ausgestattet werden, diese gibt es in unterschiedlichen Güteklassen wie „selten“, oder „legendär“. Je seltener ein Ausrüstungsteil, umso besser die Werte bzw. Boni. Jede Einheit gehört einer bestimmten Spezialistenklasse an, (Sanitäter, Vorhut, Scharfschütze, Scout, Waffenexperte) wodurch Waffe, Austattung und Spezialfähigkeiten festgelegt werden. Hauptcharakter Gabe Diaz beispielsweise ist Sanitäter, was ihm besonderen Möglichkeiten mit Schwerpunkt Heilung und Regeneration verschafft. Das heißt, aber nicht das der Kerl nicht kämpfen kann, denn jeder Gear ist der geborene Soldat. Da es bei Gears Tactics keinen Basisbau, wie in XCOM gibt, liegt der Fokus stark auf der Verwaltung und Ausbildung des Squads und eventueller neuer Rekruten. Der Schwerpunkt liegt auf verschiedenen Rüstungen (Kopf, Torso, Beine) und den Waffen, die in vier Kategorien (Schaden, kritische Trefferchance, Genauigkeit und Größe des Magazins) verbessert bzw. aufgewertet werden können.
Jede Einheit hat standardmäßig drei Aktionspunkte. Mit jedem Aktionspunkt kann eine bestimmte Handlung ausgeführt oder eine bestimmte Entfernung zurückgelegt werden. Durch bestimmte Spezialfähigkeiten können zusätzliche Aktionen ermöglicht werden, was manchmal Gold wert ist. Die Gegner haben natürlich ähnliche Möglichkeiten und so ergibt sich dann eine taktische Herausforderung, die einen zu genauen Überlegungen über die konkrete Vorgehensweise zwingt. Und auch beim Strategie-Ableger ist Deckung das absolute A und O. Die Gegner agieren in den meisten Fällen recht clever und nutzen ebenso taktische Optionen, wie zum Beispiel das flankieren. Trotzdem neigt die KI einiger Gegnertypen zu “menschlichen Fehlern” und rennt auch mal in unser Deckungsfeuer rein. An einer Stelle in einer frühen Mission blieb ein Gegner ungünstig an einer Stelle hängen, was nach einem Neustart sogar n der selben Stelle nochmal passierte. Nach einem weiteren Neustart ging es dann gut und ein ähnliches Phänomen trat auch nicht wieder auf.
Die Schlachtfelder sind hierbei nicht in Kacheln oder Quadranten eingeteilt. Markiert man eine bestimmte Strecke oder einen bestimmten Geländeabschnitt, so wird genau angezeigt, wie viele Aktionspunkte die Bewegung hierhin kostet. So kann man dann genau überlegen, wohin man eine Einheit delegiert und ob man eventuell im Anschluss noch eine Aktion ausführen kann. In einigen Punkten ist Gears Tactics aber enorm berechenbar, denn die Kampagne ist stark geskriptet und beruht weniger auf Zufall. So kann man auch mal einen Kontrollpunkt neu laden um in einer bestimmten Situation etwas anderes zu probieren oder eine zweite Chance zu erhalten. Ganz wie das große Vorbild XCOM bietet Gears Tactics aber auch einen „Ironman“-Modus, bei dem es nur einen festen Speicherplatz gibt und der regelmäßig durch das automatische Speichern überschrieben wird. eine zusätzliche Herausforderung ist der Umstand das die eigentlichen Helden (klar erkennbar) immer überleben müssen. Dies hat aber auch den vorteil das man im späteren Spielverlauf, wo man dann auf eine schlagkräftige und erfahrene Truppe angewiesen ist, nicht plötzlich komplett mit frischen Rekruten zu Felde zieht.
Neben dem fehlenden Basisbau gibt es noch einen besonderen Unterschied zur XCOM-Reihe. Gears Tactics biete Boss-Kämpfe und die haben es in sich. Mit seiner kompletten Squad muss sich der Spieler teilweise gigantischen Gegner entgegenstellen. Kostet man das Spiel in vollen Zügen aus und beschäftigt sich auch mit den jeweiligen Nebenmissionen, von denen in jedem Kapitel welche auftauchen, dann kommt man problemlos auf eine Spielzeit von 20 Stunden. Da man nicht alle Nebenmissionen in einem Durchgang absolvieren kann, ergibt sich sogar ein gewisser Wiederspielwert.
Grafik & Sound
Gears Tactics ist ein wahrer Augenschmaus. Die Einheiten und Schlachtfelder sind sehr detailliert und stimmungsvoll gestaltet. Die Performance ist grandios und das Spiel läuft butterweich und es gibt kaum Ladezeiten. Zwischen den Missionen und bei bestimmten Ereignissen wird man mit beeindruckenden Zwischensequenzen belohnt. Das Einzige was man eventuell ein wenig negativ bewerten könnte, ist die mangelnde Abwechslung bei den Schauplätzen. Beim Sound macht der Titel auch alles richtig, grandioser Soundtrack, tolle Soundeffekte und eine klasse Synchronisation. Die Sprachausgabe ist komplett auf Deutsch verfügbar, was wir den Studios immer sehr hoch anrechnen. Vor allem wenn die Sprecher dann eine tolle Leitung abliefern, wie es bei Gears Tactics der Fall ist.
Update – New Game+
Sobald man die storybasierte Kampagne, das Kernstück von Gears Tactics, abgeschlossen hat, bieten sich einige Optionen. Entweder spielt man die Kampagne auf einer höheren Schwierigkeitsstufe nochmal (ganz wagemutige schalten den Ironman-Modus an!) oder man wechselt in den Veteranen-Modus.
Im Veteranen-Modus geht es darum, bis an seine Grenzen zu gehen und taktisch alles zu geben. Während man bemüht ist zu überleben versucht man nebenher die Squard aufzuleveln und die Jagd nach legendärer Ausrüstung und dem ultimativen Ruhm fortzusetzen.
Veteranen-Missionen folgen einem strukturierten Ablauf – zunächst übernimmt man Nebenmissionen, um bessere Ausrüstung zu bekommen und das Training der Truppe zu erweitern. Sobald man genug davon Nebenmissionen erledigt hat, kann man eine Veteranenmission übernehmen – eine schwierige taktische Herausforderung mit einzigartigen Modifikatoren, die eine besondere Herangehensweise und ausgeklügelte Strategien erfordert.
Fazit
Bombastisch! Mehr kann man dazu nicht sagen. Die Idee, Gears of War mal in ein anderes Genre zu verlagern, ist grandios umgesetzt und funktioniert als Taktikspiel hervorragend. Wie schon bei Halo Wars ist der Transfer geglückt und man hat sich genau für das richtige Genre entschieden. Gears Tactics darf ohne Weiteres mit XCOM in einem Atemzug genannt werden. Nicht nur Fans des Gears-Franchise empfehlen wir einen Blick, sondern jedem der nur im Ansatz Lust auf ein fantastisches Strategiespiel hat.